Angst - Angststörung - Angsttherapie

Angst ist ein normales Gefühl wie Freude, Wut, Trauer oder Liebe. Angst vor Gefahren oder vor riskanten Unternehmungen ist normal. Unsicherheit gegenüber Unbekanntem ist normal. Ebenso normal ist es, sich ängstlich oder unsicher zu fühlen, wenn zu einem Problem die dringend benötigte Lösung fehlt. Im Stress taucht Angst häufig auf. Sobald die innere Anspannung - die psychische wie auch die körperliche - ein bestimmtes Niveau überschreitet, kommen angstvolle Gedanken, Gefühle, Nervosität oder Reizbarkeit dazu.

Der Körper spielt bei Angst eine wichtige Rolle. Er hat eine biologisch angelegte Sicherheits- und Warnfunktion, die von unserem autonomen Nervensystem ausgeführt wird: Alles, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, wird auf Gefährlichkeit überprüft. Bei möglichen Gefahren fährt das autonome Nevensystem die Anspannung hoch, damit wir uns schützen können.

Heutzutage geht die Gefahr weniger von gefährlichen Raubtieren aus, als von der Aggressivität anderer Menschen, von verbalen Angriffen, Mobbing, beruflicher oder finanzieller Unsicherheit. Zum Beispiel Autos und der Straßenverkehr sind gängige Gefahren, die wir als "normal" ansehen. Ausser, wenn sie im  Denken einen übertriebenen Stellenwert einnehmen. Wenn schon vor dem Einsteigen ins Auto Beklemmung im Brustkorb auftritt. Wenn wir im Tunnel oder im Stau an mögliche Katastrophen denken und der Puls anfängt zu rasen.

Angst ist von Natur aus keine Krankheit, sondern eine angeborene Reaktion auf Gefahr. Sie kann allerdings übertriebene Ausmasse annehmen. Sie kann unbegründet sein, zu oft oder zu intensiv auftreten. Aus dem Warnsignal vor Gefahr kann ein Daueralarm werden. Wie passiert das?

Wie wird aus einer sinnvollen Angstreaktion eine Angststörung?

Zum einen hat das mit Lernprozessen zu tun. Der Körper lernt immer mit. Bei allem, was wir tun, werden die dazugehörigen Körperreaktionen ohne unser Zutun auf einer unbewußten, implizit genannten Ebene gespeichert. Das implizite Gedächtnis speichert vorrangig Körperreaktionen bei Stress und Angst, um bei der nächsten gefährlichen Situation zu warnen. Das implizite Gedächtnis ist sehr nützlich. So müssen wir zum Beispiel Bewegungsbläufe nicht immer neu lernen.  Wenn allerdings Stress oder Angst beim Lernen beteiligt waren, können implizite Erinnerungen Schwierigkeiten bereiten. Zum Beispiel: jahrelang ist das Autofahren normal verlaufen, hat sogar Spass gemacht hat. Dann treten plötzlich starke körperliche Angstreaktionen im Stau auf, die wir nicht einordnen können. Möglicherweise erinnert sich das implizite Gedächtnis da an eine uns gerade nicht bewußte Situation in der das "Warten-Müssen" eine starke Belastung oder gar Bedrohung war. Es schlägt Alarm. Das kann sehr irritierend sein und noch mehr Angst hervorrufen. Beim "Verlernen" wird sinnvollerweise der Körper unterstützt, die Gefahrenmeldung wieder zu löschen.

Zum anderen spielen Bewältigungsstrategien gegen Angst eine große Rolle. Sehr verbreitete, fast automatische Reaktionen auf Angst sind „sich zusammenreissen, sich nichts anmerken lassen, sich durchbeissen, dagegen ankämpfen, alles kontrollieren wollen, voraus planen“ Viele von ihnen funktionieren kurzfristig durchaus. Auf lange Sicht und gewohnheitsmäßig angewandt, erzeugen sie dagegen viel Druck. Sie ändern aber nichts daran, dass immer wieder Angst entsteht oder sogar stärker wird. Im Gegenteil, sie führen immer weiter in Angst-Kreisläufe hinein.

Ein dritter, angstverstärkender Mechanismus hat wiederum sehr viel mit dem Körper zu tun: Angst macht sich durch deutlich spürbare Körpersymptome bemerkbar - wie Herzklopfen, Atemnot, zittrige Hände, Benommenheit/ Schwindel, weiche Knie. Solange wir verstehen, womit diese Körperreaktionen zusammenhängen, ist alles gut. Wenn wir aber nicht wissen, was sie bedeuten, machen wir uns Sorgen, entwickeln Katastrophenvorstellungen und steigern uns in übertriebene Angstgedanken hinein. Angst, die sich mit möglichen Gefahren beschäftigt und dabei die Verbindung mit den realen Gegebenheiten verliert, ist kaum noch einzugrenzen. Jedes neue Symptom, jede Missempfindungen kann einen neuen Angstzyklus in Gang setzen.

Angststörungen

hier finden Sie eine kurze Beschreibung der am häufigsten diagnostizierten Angststörungen:  

Generalisierte Angststörung

Diese Diagnose wird am häufigsten gestellt. Im Mittelpunkt stehen ständige, übergroße Sorgen und Befürchtungen. Die Betroffenen haben den Eindruck, sie nur sehr schwer kontrollieren zu können oder garnicht. Weitere Symptome kommen häufig hinzu, zum Beispiel Schlafstörungen, Magenbeschwerden, Nackenverspannungen und mehr.

Panikstörung

hier stehen plötzliche Panikattacken im Mittelpunkt, die oft ohne ersichtlichen Grund auftreten. Paniksymptome wie Herzrasen, Schweissausbrüche, Atemnot, Schwindel können sehr massiv und beängstigend sein. Mehr dazu unter Panik. Panikattacken treten oft in Verbindung mit Agoraphobie auf. D.h. in Situationen, in denen sich eine Person wie eingesperrt fühlt, entwickelt sich leicht eine Panikattacke. Wie etwa in einem Tunnel, in einem Lokal, im Aufzug, im Kaufhaus, in der U-Bahn.

Phobie

der Begriff bezeichnet Ängste und Vermeidungsreaktionen, die von außen gesehen nicht angemessen erscheinen. Die Ängste sind auf konkrete gerichtet und mit bestimmten auslösenden Situationen verbunden.

Soziale Phobie

davon wird gesprochen, wenn ein Mensch sehr viel Angst vor den Interaktionen mit anderen Menschen hat bzw. vor deren Reaktionen auf ihn. Die Betroffenen machen sich sehr viele Gedanken darüber, wie sie von anderen bewertet werden könnten. Sie fürchten sich davor, zu versagen, vor negativer Kritik oder vor Peinlichkeit.

Worauf es bei der Behandlung von Ängsten ankommt, erfahren sie hier: Angsttherapie